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Der SchlaU - Gedenktagekalender
Es besteht eine erhebliche Diskrepanz zwischen offiziell anerkannten Gedenktagen und den vielen weiteren Jahrestagen, die nicht oder nur unzureichend als rechte, rassistische oder anderweitig diskriminierende Gewalttaten eingeordnet wurden. Hinzu kommen zahlreiche Verdachtsfälle und ungeklärte Taten, die bislang weder strafrechtlich noch gesellschaftlich umfassend aufgearbeitet wurden.
Die Zunahme rechter Gewalt in den letzten Jahren ist besorgniserregend: Rechte Angriffe haben 2024 im Vergleich zum Vorjahr um über 20 Prozent zugenommen, das sind konkret mindestens 9 Angriffe täglich. Rassismus ist bei mehr als der Hälfte der Angriffe das dominante Tatmotiv. Seit 1990 wurden mindestens 221 Todesopfer rechter Gewalt verzeichnet. Die tatsächliche Zahl dürfte jedoch deutlich höher liegen.
Sprengstoffanschlag Wormser Straße
Im Januar 1982 fand in der Wormser Straße in Darmstadt ein rassistischer Sprengstoffanschlag auf ein Wohnhaus von Sintizze und Romnja statt. 1983 wurde das Haus trotz Protesten abgerissen. Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma kritisierte diese Maßnahme als schwerwiegenden Verstoß gegen die Rechte der Betroffenen. Betroffene fordern seither Anerkennung, Schutz und Gerechtigkeit.
Oury Jalloh
Am 7. Januar 2005 starb Oury Jalloh bei einem Brand in einer Polizeizelle in Dessau in der er gefesselt war. Die Umstände sind bis heute nicht offiziell geklärt. Obwohl es konkrete Hinweise eines unabhängigen Gutachtens gibt. Kritik an Polizei und Justiz besteht fort, weil die Initiative Oury Jalloh nicht aufgibt. Die Ansprüche auf Gerechtigkeit bleiben bestehen.
Brandanschlag Hafenstraße
1996 starben bei einem rassistischen Brandanschlag auf eine Lübecker Geflüchtetenunterkunft sieben Kinder und drei Erwachsene, 38 Menschen wurden verletzt. Täter sind mutmaßlich Neonazis. Bis heute erfolgt keine Verurteilung.
Sprengstoffanschlag in der Probsteigasse Köln
Am 19.01.2001 explodierte in einem Lebensmittelgeschäft in Köln (Probsteigasse) ein Sprengsatz in einer Christstollendose. Die 19-jährige Tochter des Geschäftsbesitzers wurde schwer verletzt. Das Geschäft stark beschädigt. Jahre später bekannte sich der sogenannte NSU zu dem Anschlag. Lange verdächtigten Ermittler*innen Angehörige der Opfer, was für institutionellen Rassismus steht. Viele Fragen zur Tat und Aufarbeitung bleiben offen.
Internationaler Holocaust Gedenktag für alle Opfer des Nationalsozialismus
Am 27.01 wird weltweit an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert, insbesondere an die Befreiung von Auschwitz vor 80 Jahren. Das Gedenken steht für das Bewahren der Geschichte von Betroffenen, das Mahnen gegen das Vergessen und die Warnung vor anhaltendem Antisemitismus.
Burak Bektaş
Burak Bektaş wurde 2012 in Berlin-Neukölln auf offener Straße erschossen. Der Täter ist bis heute unbekannt. Viele vermuten ein rassistisches Motiv. Die Tat ist ungeklärt, Angehörige und Initiativen fordern weiter eine lückenlose Aufklärung und engagieren sich monatlich für ein Gedenken an Burak.
Yaya Jabbi
Yaya Jabbi wurde 2016 in Hamburg mit 1,65g Marihuana (was als Eigenbedarf gilt) festgenommen und kam in Untersuchungshaft. Er wurde tot in seiner Zelle gefunden. Offiziell spricht man von Suizid. Familie und Initiativen zweifeln daran und fordern Aufklärung. Proteste folgten.
Kaveh Yazdani (Baratali Yazdani)
Am 18. Februar 2014 setzte sich Kaveh Yazdani in Tübingen aus Protest gegen die deutsche Asylpolitik selbst in Brand. Er erlag wenige Tage später seinen schweren Verletzungen. Sein Tod gilt als politisches Zeichen gegen das Asylsystem.
Anschlag in Hanau
Am 19. Februar 2020 wurden in Hanau von einem Rechtsextremen neun junge Menschen aus rassistischen Motiven ermordet. Danach tötete er seine Mutter und sich selbst. Angehörige und Initiativen fordern bis heute Gerechtigkeit und Aufklärung.
Mehmet Turgut
Mehmet Turgut wurde am 25. Februar 2004 in Rostock vom sog. rechtsextremen Terrornetzwerk NSU erschossen. Die Ermittler*innen lehnten lange das rassistische Motiv ab. Erst 2011 wurde der Mord als Teil der NSU-Mordserie anerkannt. Am Tatort wurde 2014 ein Gedenkort errichtet. Regelmäßig finden Gedenkveranstaltungen statt. Die Möglichkeit des gesellschaftlichen Erinnerns auch durch eine Benennung der Straße nach Mehmet Turgut blieb bisher aus.
Dragomir Christinel
Am 14. März 1992 wurde Dragomir Christinel von einer Gruppe mit mindestens 25 Jugendlichen mit Baseballschlägern im Bett getötet – eine rassistisch motivierte Vergeltungstat nach einem Streit in einer Disko. Ein offizielles Gedenken fehlt bis heute.
Internationaler Tag gegen Rassismus
Der Internationale Tag gegen Rassismus findet jedes Jahr am 21. März statt. Er wurde 1966 von den Vereinten Nationen ausgerufen, um an das Massaker von Sharpeville 1960 zu erinnern, bei dem südafrikanische Polizist*innen während eines friedlichen Protests gegen das Apartheid-Regime 69 Menschen erschossen. Der Tag soll weltweit an die Opfer erinnern und zum Einsatz gegen Rassismus mobilisieren.
Mehmet Kubaşık
Mehmet Kubaşık wurde am 4. April 2006 in Dortmund vom sog. NSU-Terrornetzwerk erschossen. Die Tat wurde 2011 als rechtsextremistischer Mord anerkannt. 2013 entstand ein Mahnmal in Dortmund für Opfer der NSU-Gewalt.
Halit Yozgat
Am 6. April 2006 wurde Halit Yozgat im Internetcafé seines Vaters in Kassel vom sogenannten NSU mit zwei Kopfschüssen ermordet. Er starb in den Armen seines Vaters.
Jorge Gomondai
Am 6. April 1991 starb Jorge Gomondai in Dresden an schweren Kopfverletzungen. Jorge wurde wenige Tage zuvor von einer Gruppe Neonazis rassistisch beleidigt, angegriffen und aus einer Straßenbahn gestoßen. Er gilt als erstes Todesopfer rechter Gewalt nach der Wiedervereinigung.
Matiullah Jabarkhel
Am 13. April 2018 wurde Matiullah Jabarkhel in Fulda von der Polizei erschossen. Nach einem Streit vor der Bäckerei bei der Flüchtlingsunterkunft und der Auseinandersetzung mit fünf Polizist*innen, verfolgte ein Polizist ihn im Alleingang und schoss insgesamt zwölf Mal, vier Mal traf er. Matiullah starb noch vor Ort. Die Ermittlungen gegen den Polizisten wurden eingestellt. Angehörige fordern weiter Aufklärung.
Lorenz A.
Am 20. April 2025 wurde Lorenz A. in Oldenburg bei einem Polizeieinsatz von hinten erschossen. Nach Streit und Reizgas-Einsatz floh er. Ein Polizist feuerte fünf Schüsse: mindestens drei trafen Lorenz von hinten tödlich. Die Gewalt ist kein Einzelfall, sondern muss im Kontext von strukturellem Rassismus eingeordnet werden.
Michèle Kiesewetter
Michèle Kiesewetter wurde 2007 vom sog. NSU von hinten erschossen, ihr Kollege schwer verletzt. Ermittlungsfehler prägten die Aufarbeitung. Der Fall sensibilisierte für rechte Gewalt und institutionellen Rassismus. Gedenkinitiativen mahnen bis heute zur Aufklärung.
William Tonou-Mbobda
William Tonou-Mbobda starb am 26. April 2019 nach einem gewaltsamen Fixiereinsatz vor der Psychiatrie des UKE Hamburg. Er verlor das Bewusstsein und starb. Das Verfahren wegen Körperverletzung mit Todesfolge wurde eingestellt. Sein Tod löste Debatten über Zwangsmaßnahmen aus.
Magdeburger Himmelfahrtskrawalle; Farid Boukhit
Am 12. Mai 1994 kam es in Magdeburg zu gewaltsamen Übergriffen rechter Gruppen, die gezielt People of Colour angriffen. Die Polizei reagierte verspätet. Farid Boukhit verstarb später. Nur wenige Täter wurden verurteilt. Gemeinsam organisieren Intiativen das jährliche „Fest der Begegnung“ als Reaktion und Zeichen gegen Rassismus.
Christy Schwundeck
Christy Schwundeck wurde 2011 in einem Frankfurter Jobcenter von einer Polizistin erschossen. Die Staatsanwaltschaft bewertete die Handlung als Notwehr und es erfolgten keine weiteren Ermittlungen; ob es sich wirklich um Notwehr handelte, ist bis heute nicht geklärt. Angehörige kritisieren den Fall als Beispiel von institutionellem Rassismus und fordern Aufklärung.
Semra Ertan
Semra Ertan war Dichterin, Arbeiterin und politische Aktivistin. Sie schrieb über 350 Gedichte zu diesen Themen und setzte sich in Protesten gegen rechte Gewalt ein. Am 26. Mai 1982 verbrannte sie sich öffentlich in Hamburg, um ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen, und starb zwei Tage später an den Verletzungen. Seit 2018 engagiert sich eine Initiative für ihr Gedenken und die Veröffentlichung ihres poetischen Werks.
Gürsün İnce, Hatice Genç, Gülüstan Öztürk, Hülya Genç und Saime Genç
Am 29. Mai 1993 wurde in Solingen ein rassistischer Brandanschlag auf ein Familienhaus verübt. Gürsün İnce, Hatice Genç, Gülüstan Öztürk, Hülya Genç und Saime Genç wurden dabei getötet, viele weitere Personen wurden verletzt. Der Anschlag löste bundesweit Entsetzen und Proteste gegen Rechtsextremismus aus. Mevlüde Genç setzt sich bis zu ihrem Tod 2022 öffentlich gegen Rassismus ein.
Walter Lübcke
Am 2. Juni 2019 wurde der Kasseler Regierungspräsident Walter Lübcke vor seinem Wohnhaus aus nächster Nähe von einem Rechtsextremisten erschossen. Das Motiv war Lübckes Einsatz für Geflüchtete. Der Täter wurde zu lebenslanger Haft verurteilt.
Bombenanschlag in der Keupstraße
Am 9. Juni 2004 explodierte in der Kölner Keupstraße eine Nagelbombe des rechtsextremen sog. NSU. 22 Menschen wurden verletzt. Geschäfte und Autos stark beschädigt. Die Polizei verdächtigte lange fälschlich die Anwohner*innen anstelle der Täter*innen. Der Anschlag gilt offiziell als rassistisch motivierter Terrorakt.
İsmail Yaşar
İsmail Yaşar wurde am 9. Juni 2005 in seinem Imbiss in Nürnberg vom rechtsextremen sogenannten NSU erschossen. Fünfmal wurde ihm in Kopf und Oberkörper geschossen. Die Ermittlungen ignorierten rassistische Motive und kriminalisierten sein Umfeld. Heute erinnern Initiativen und Angehörige an ihn und damit gegen das Vergessen und für Aufklärung.
Abdurrahim Özüdoğru
Abdurrahim Özüdoğru wurde am 13. Juni 2001 in seiner Änderungsschneiderei in Nürnberg vom rechtsextremen sogenannten NSU mit zwei Kopfschüssen ermordet. Die Ermittlungen konzentrierten sich fälschlicherweise auf sein persönliches Umfeld, kriminialisierten dieses und ignorierten das rechtsterroristische Motiv. Sein Tod verdeutlicht institutionellen Rassismus und folgenschwere Defizite in der Ermittlungsarbeit. Zum Gedenken wurden Gedenktafeln angebracht und ein Park in Nürnberg nach ihm benannt.
Theodoros Boulgarides
Theodoros Boulgarides wurde am 15. Juni 2005 in München vom sog. NSU mit drei gezielten Kopfschüssen ermordet. Statt rechtsradikale Täter*innen zu vermuten, verdächtigten und diffamierten Polizei und Presse monatelang ihn und seine Familie. Angehörige und Initiativen fordern seitdem Aufklärung und würdige Erinnerung. Am Tatort wurde eine Gedenktafel angebracht.
Mohamed Idrissi
Mohamed Idrissi wurde am 18. Juni 2020 in Bremen-Gröpelingen von der Polizei erschossen. Er befand sich in einer psychischen Ausnahmesituation. Statt mit Hilfe endete der Einsatz tödlich. Angehörige und das Bündnis „Justice for Mohamed“ fordern seitdem Gerechtigkeit, Aufklärung und ein Ende rassistischer Polizeigewalt.
Anschlag auf B. Efe
B. Efe, Taxifahrer in Kassel, wurde am 20. Juni 2020 von einem Fahrgast rassistisch beleidigt und mit einem Messer am Hals schwer verletzt. Er überlebte knapp, doch der Täter ist bis heute flüchtig. Auch hier ermitteln Behörden kaum in der rechten Szene, was Kritik und Forderungen nach Aufklärung und Entschädigung auslöst.
Taschenlampen-Attentat
Am 23. Juni 1999 zündete der sog. rechtsextreme NSU in einer Nürnberger Gaststätte eine in einer Taschenlampe versteckte Rohrbombe. Der 18-jährige Betreiber Mehmet O. (Pseudonym: Serkan Y.) wurde schwer verletzt, überlebte aber. Die Polizei verdächtigte fälschlich sein Umfeld und ignorierte lange das rechtsextreme Motiv.
William Thomas Schenck Jr., Rufus Surles, Mohamed Ehab
William Thomas Schenck Jr., Rufus Surles und Mohamed Ehab wurden am 24. Juni 1982 in Nürnberg aus rassistischen Motiven von einem Neonazi erschossen. Der Täter handelte gezielt gegen People of Color. Nach der Tat tötete er sich selbst. Der Fall verdeutlicht das strukturelle und überdauernde Muster rechter Gewalt.
Süleyman Taşköprü
Am 27. Juni 2001 erschoss der sog. NSU Süleyman Taşköprü in Hamburg-Altona. Behörden verdächtigten jahrelang das Umfeld des Opfers, während der rechtsextreme, rassistische Hintergrund der Tat übersehen wurde.
Halim Dener
Halim Dener wurde am 30. Juni 1994 in Hannover erschossen, als er Plakate für eine kurdische Organisation klebte. Ein SEK-Polizist schoss ihm während der Festnahme in den Rücken. Der Schuss wurde als Unfall gewertet, der Polizist freigesprochen. Sein Tod macht auf die Kriminalisierung kurdischer Organisationen und antikurdischen Rassismus in Deutschland aufmerksam.
Marwa Ali El-Sherbini. Tag gegen antimuslimischen Rassismus
Der 1. Juli ist der Tag gegen antimuslimischen Rassismus und ist am Todestag von Marwa El-Sherbini, die 2009 ermordet wurde. Marwa Ali El-Sherbini wurde in Dresden im Gerichtssaal im Beisein ihrer dreijährigen Tochter erstochen, als sie als Zeugin gegen einen Mann aussagte, der sie zuvor rassistisch beleidigt hatte. Sie war schwanger. Ihr Mann wurde ebenfalls schwer verletzt – durch den Täter und den Schuss eines Polizisten. Der Täter wurde wegen Mordes verurteilt.
Der 01.07. macht auf die täglichen Diskriminierungen und Ängste von Muslim*innen aufmerksam und fordert Schutz, Solidarität und Respekt für Betroffene.
Rahma Ayat
Am 4. Juli 2025 wurde Rahma Ayat in Hannover von ihrem Nachbarn, der sie bereits zuvor rassistisch beleidigt hatte, mit mehreren Messerstichen getötet: Ein Messerstich traf ihr Herz. Das Tatmotiv sei noch nicht geklärt. Angehörige und Initiativen fordern Aufklärung und klare gesellschaftliche Positionierung gegen antimuslimischen Rassismus und frauenfeindliche Gewalt.
Jahrestag OEZ-Anschlag
Am 22. Juli 2016 tötete ein 18-jähriger Rechtsextremist am Münchner Olympia-Einkaufszentrum 9 Menschen mit Migrationshintergrund und verletzte fünf weitere. Viele der Opfer waren Kinder und Jugendliche. Er erschoss sich anschließend selbst. Die Tat gilt als rassistischer Terroranschlag.
Wehrhahn-Anschlag
Am 27. Juli 2000 explodierte in der Düsseldorfer S-Bahn-Station Wehrhahn eine Nagelbombe. Zehn Menschen wurden verletzt, viele schwer. Der Anschlag gilt als rechtsextremistisch motiviert. Die Polizei ermittelte lange ohne Erfolg, später wurde er mit dem sog. NSU in Verbindung gebracht.
Nelson
Nelson (15) wurde Anfang August 2025 tot in der JVA Ottweiler gefunden. Offiziell gilt sein Tod als Suizid, doch Mitgefangene berichten von Gewalt durch Justizbeamte kurz vor seinem Tod. Initiativen fordern eine unabhängige Untersuchung und sehen den Tod im Kontext strukturellen Rassismus.
Gedenktag zum Völkermord an den Sinti*zze und Rom*nja („Porajmos“)
Der Gedenktag am 2. August erinnert an den Völkermord (Porajmos) an Sinti und Roma durch die Nationalsozialisten. Der Tag erinnert an die Opfer, die ermordet wurden – mit besonders starken Ausmaß in Auschwitz 1944 – und ruft dazu auf, Rassismus zu bekämpfen und das Gedenken an diese Verbrechen lebendig zu halten.
Mouhamed Lamine Dramé
Am 8. August 2022 riefen die Betreuer*innen einer Wohngruppe in Dortmund die Polizei, da sie Sorge hatten, dass Mouhamed Lamine Dramé sich selbst das Leben nehmen könnte. Die Polizei traf ein, setzte Pfefferspray und Taser ein und schoss schließlich mit einer Maschinenpistole auf ihn: 5 Schüsse, an denen Mouhamed starb. Die fünf beteiligten Polizisten wurden freigesprochen.
Erfurter Pogrome
Am 10. August 1975 jagten in Erfurt Hunderte Deutsche rund 25 algerische Vertragsarbeiter durch die Stadt und attackierten sie mit Eisenstangen und Holzlatten. Die mehrtägigen rassistischen Ausschreitungen wurden von der DDR vertuscht und gelten als erste dieser Art nach 1945.
Raúl Garcia Paret und Delfin Guerra
Raúl Garcia Paret und Delfin Guerra wurden am 12. August 1979 bei einer rassistischen Hetzjagd in Merseburg in die Saale getrieben und zu Tode gebracht. Täter*innen blieben straflos. Seit 2019 organisiert die Initiative 12. August diverse Formen des Gedenkens.
Rassistische Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen
Im August 1992 kam es in Rostock-Lichtenhagen zu rassistisch motivierten Angriffen auf Unterkünfte von Asylsuchenden und ehemaligen vietnamesischen Vertragsarbeiter*innen. Rechtsextreme und Anwohnende griffen an, Polizei und Behörden sahen zu und schützten die Betroffenen kaum.
Nguyễn Ngọc Châu und Đỗ Anh Lân
Nguyễn Ngọc Châu und Đỗ Anh Lân lebten in einer Unterkunft für Geflüchtete in Hamburg. Am 22. August warfen Rechtsextreme Molotowcocktails in ihr Zimmer. Nguyễn Ngọc Châu starb sofort, Đỗ Anh Lân erlag nach neun Tagen seinen Verletzungen. Die Täter wurden später verurteilt. 2014 gründete sich eine Initiative, die sich für die Verankerung in dem kollektiven Gedächtnis der Öffentlichkeit einsetzt.
Brandanschlag auf die Wanheimer Straße 301
1984 starben bei einem Brandanschlag auf ein von türkischen Familien bewohntes Haus in Duisburg-Wanheimerort sieben Menschen. Die Täter*innen wurden nie gefasst. Der Anschlag gilt als einer der ersten tödlichen rassistischen Angriffe in der BRD.
Habil Kılıç
Habil Kılıç wurde am 29. August 2001 in seinem Gemüsegeschäft in München vom sog. NSU mit zwei Kopfschüssen ermordet. Die Ermittler*innen versagten und stigmatisierten das Umfeld des Ermordeten und ignorierten das rechtsextreme Motiv. Heute erinnert eine Gedenktafel am Tatort an ihn.
Enver Şimşek
Enver Şimşek, ein Blumenhändler, wurde am 9. September 2000 in Nürnberg vom rechtsextremen sog. NSU ermordet. Er wurde während seiner Arbeit mehrere Male beschossen und starb zwei Tage später an seinen Verletzungen.
Ausschreitungen in Hoyerswerda
Im September 1991 (17.09 – 23.09) verübten Neonazis mit Unterstützung von Anwohner*innen rassistische Gewalt gegen vietnamesische und mosambikanische Vertragsarbeiter*innen sowie Asylsuchende. Die Polizei zeigte fehlenden Schutzwillen. Es folgte eine Debatte über Rassimus und strukturelle Gewalt im wiedervereinigten Deutschland.
Samuel Yeboah
Am 19. September 1991 starb Samuel Yeboah bei einem Brandanschlag auf seine Asylunterkunft in Saarlouis. Die Tat galt lange als ungeklärt und wurde erst über 30 Jahre später als rechter Mord anerkannt. 2023 wurde ein ehemaliger Neonazi wegen Mordes verurteilt.
Oktoberfestattentat
Das Oktoberfestattentat 1980 war ein rechtsextremer Bombenanschlag in München, bei dem 13 Menschen getötet und 221 verletzt wurden. Es gilt als der schwerste rechtsterroristische Anschlag in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland.
Amed Ahmad
Am 29. September 2018 starb Amed Ahmad an schweren Brandverletzungen, nachdem seine Zelle in der JVA Kleve unter ungeklärten Umständen Feuer fing. Er war unschuldig in Haft wegen polizeilicher Verwechslung. Nach seinem Tod gab es breite Proteste, und Initiativen setzen sich für Gerechtigkeit und Aufklärung sowie gegen Rassismus und institutionelles Versagen ein.
Anschlag in Halle (Saale)
An Jom Kippur, dem 9. Oktober 2019, versuchte ein Rechtsextremist, die Synagoge in Halle zu stürmen. Nach dem Scheitern griff er gezielt einen Dönerimbiss an. Der Täter erschoss Jana L. und Kevin Schwarze und verletzte weitere bei Angriffen in der Stadt. Der Anschlag war antisemitisch und rassistisch motiviert und löste landesweit Entsetzen aus.
Tag der Selbstenttarnung des sogenannten NSU
Am 4. November 2011 enttarnte sich der sog. NSU nach einem missglückten Banküberfall selbst. Zwei Mitglieder begingen Selbstmord, die dritte stellte sich. Der sog. NSU ermordete 9 Menschen aus rassistischen Motiven – Halit Yozgat, Enver Şimşek, Abdurrahim Özüdoğru, Süleyman Taşköprü, Habil Kılıç, Mehmet Turgut, Ismail Yaşar, Theodoros Boulgarides, Mehmet Kubaşık – und eine Polizistin, Michèle Kiesewetter. Angehörige wurden jahrelang stigmatisiert und verdächtigt. Rassistische Tatmotive ignoriert. Der Fall steht für institutionelles Versagen über Jahre hinweg, in denen ungestoppt und systematisch rassistische Gewalt stattfinden konnte.
Internationaler Tag gegen Faschismus und Antisemitismus (Pogromnacht) / Gedenktag an die Novemberprogrome
Der Internationale Gedenktag gegen Faschismus und Antisemitismus erinnert an die Novemberpogrome von 1938, bei denen jüdische Menschen angegriffen sowie Synagogen und Geschäfte zerstört wurden. Der Tag mahnt zum Kampf gegen Rassismus, Antisemitismus und Faschismus.
Mordanschlag von Mölln
Am 23. November 1992 warfen Neonazis Molotowcocktails auf zwei Häuser in Mölln. Bahide Arslan, ihre Enkelin Yeliz und deren Cousine Ayşe starben. Der siebenjährige Ibrahim überlebte und setzt sich heute gegen Rassismus und rechte Gewalt ein.
Amadeu Antonio Kiowa
Am 24.11.1990 wurde Amadeu Antonio in Eberswalde von etwa 50 rechten Jugendlichen brutal angegriffen und schwer verletzt. Er starb am 6.12.1990 an den Folgen des rassistischen Überfalls. Eine Gedenktafel erinnert an Amadeu Antonio; die nach ihm benannte Stiftung und zahlreiche Vereine, besonders aus der Schwarzen Community, tragen sein Gedenken und fordern Sichtbarkeit.
Achidi John
Achidi John (Michael Paul Nwabuisi) starb am 12. Dezember 2001 in Hamburg nach einer zwangsweisen Brechmittelgabe zur Sicherung mutmaßlicher Drogen. Trotz Widerstands wurde er mit Gewalt behandelt. Er war das erste Todesopfer dieser Praxis, die 2006 eingestellt wurde.
Shlomo Lewin und Frida Poeschke
Shlomo Lewin, jüdischer Verleger, und Frida Poeschke wurden am 19. Dezember 1980 in Erlangen von einem Neonazi aus antisemitischen Motiven erschossen. Die Tat blieb lange unaufgeklärt. Verurteilt wurde niemand. Die beiden Ermordeten engagierten sich gegen Rechtsextremismus.
Laye-Alama Condé
Laye-Alama Condé starb am 7. Januar 2005 in Bremen nach zwangsweiser Brechmittelgabe (am 27.12.2004) durch Polizei und Arzt. Er fiel ins Koma und starb an den Folgen. Der Fall führte zu bundesweiten Debatten und beendete diese Praxis in Bremen. Seit 2006 gibt es jährliche Gedenkveranstaltungen.
Quellenverzeichnis:
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