Altersarmut betrifft in erster Linie Frauen. Sie ist das Ergebnis geschlechtsspezifischer Arbeits- und Lebensverläufe, politischer Versäumnisse und eines sozialen Sicherungssystems, das einseitig auf Lohnarbeit zentriert ist. Doch was bedeutet es, Armut im Alter zu erleben?
Alexandra Rau, forscht und lehrt am Institut für Empirische Kulturwissenschaft und Europäische Ethnologie der LMU München u.a. zu den Themen Arbeit und Prekarität, soziale Ungleichheit, Geschlecht und feministische Theorie und Affect und Aging Studies. In ihrer Arbeit wirft sie einen schonungslosen Blick auf die affektive Dimension weiblicher Altersarmut und liefert intime Einblicke in die alltäglichen Verstrickungen jener Generation, für die das Versprechen eines finanziell abgesicherten Ruhestands obsolet geworden ist.
Es zeigt sich: Altersarmut ist auch eine tief emotionale Erfahrung. Eine, die Vereinzelung fördert und politische Mobilisierung erschwert. Gefühle wie Scham, Einsamkeit, Angst oder Kränkung sind dabei keine individuellen Phänomene, sondern Ausdruck gesellschaftlicher Ungleichheiten. Gleichzeitig prägen sie die Handlungsmöglichkeiten jener Frauen, deren Leben von prekären Beschäftigungsverhältnissen und Fürsorgeverantwortung bestimmt waren. Im Anschluss an den Vortrag gibt es die Möglichkeit, sowohl über die Forschungsergebnisse als auch die Ambivalenzen politischer Maßnahmen sowie neoliberaler Anrufungen an die
Eigenverantwortung zu sprechen.
Das Kompetenznetzwerk Chancengerechtigkeit ist ein Zusammenschluss von Bildung für alle e. V. (Freiburg), Kindersprachbrücke Jena e. V. (Jena), SchlaU-Werkstatt für Migrationspädagogik gGmbH (München), Ausbildung statt Abschiebung e. V. (Bonn) und dem Fachbereich Bildung und Integration der Stadt Cottbus. Mit freundlicher Unterstützung durch die DOHLE Stiftung.
